Rouven Kötter informiert sich im Rosbacher Stadtwald
„Unsere heimischen Wälder erfüllen viele Funktionen für Klima, Natur, Tierwelt und uns Menschen. Dabei sind sie durch den Klimawandel in den letzten Jahren vermehrt Trockenheit, Hitze und Stress ausgesetzt. Gut, dass innovative Förster schon seit vielen Jahren mit kreativen, nachhaltigen Ideen darauf reagieren und unsere Wälder stärken“, so Landratskandidat Rouven Kötter bei einem Rundgang durch den Rosbacher Wald. Vom kommissarischen Revierförster Maximilian Kraus und dem ehemaligen Förster Heinz Sill ließ sich Kötter dort verschiedene Projekte zeigen und erläutern. Heinz Sill ist nicht nur Stadtrat und Umweltberater, sondern seit letztem Jahr auch Träger des Umweltschutzpreises des Wetteraukreises. Den Preis erhielt er unter anderem für das von ihm entwickelte „Prinzip der tausend Mulden“. Ziel dabei ist die Wasserrückhaltung im Wald, um Hochwassergefahren für die Autobahn und die Ortslage zu vermeiden aber auch zur Grundwasseranreicherung. Das Projekt wurde von Sill Mitte der 80er Jahre begonnen und systematisch fortgesetzt. Hierdurch wird außerdem neuer Lebensraum für Insekten und Amphibien sowie Kleinsäuger geschaffen.
Oberhalb des Rosbacher Quarzitbruchs wurden Kötter Aufforstungsflächen gezeigt. „Hier wurden große Kalamitätsfläche eingezäunt und mit Eichen bepflanzt. Der Zaun ist erforderlich um den Verbiss durch Reh- und Rotwild auszuschliessen. Hierdurch entstehen aber erheblich höhere Kosten für die Waldbegründung. Im Stadtwald Rosbach gibt es derzeit etwa 160 ha Kalamitätsflächen. Die Stadt möchte diese weitestgehend der natürlichen Verjüngung überlassen und pflanzt nur dort wo die Naturverjüngung nicht ausreichend wächst“, erläuterte Revierförsterei Kraus.
Einige hundert Meter weiter liegt eine Fläche, die vor etwa 25 Jahren nach einem Windwurf der natürlichen Verjüngung überlassen wurde. „Fichten, Lärchen, Kiefern, Birken, Ebereschen, am Rand auch Buchen haben sich in bunter Mischung angesamt. Diese natürliche Verjüngung ist kostenlos, erfordert aber in einigen Jahren Pflegeeingriffe um Zielbaumarten zu fördern. Vorhandene Fehlstellen werden von Sträuchern, Kräutern und Gräsern besiedelt. Hierdurch wird die Fläche attraktiv für Kleinsäuger, Vögel und Insekten, was wiederum den Wildkatzen zu Gute kommt. Der Wald besteht nicht nur aus tausend Klaftern Holz“, berichtete Sill während er durch die Fläche ging.
Am Ende des Rundgangs wurde Kötter zum Bestattungswald geführt, der jüngst Schlagzeilen machte. Die Buchenvitalitätsschwäche hat zum Absterben von Altbäumen im Bestattungswald geführt. Aus Sicherheitsgründen musste er zeitweilig gesperrt werden. Die Arbeiten zur Verkehrssicherung sind weitgehend abgeschlossen. Es ist jedoch zu befürchten, dass die Schäden in den nächsten Jahren sich fortsetzen. Kötter hat als Bürgermeister in Wölfersheim einen Waldfriedhof umgesetzt und kennt die damit verbundenen speziellen Herausforderungen gut: „Wer sich für eine Bestattung im Wald entscheidet, muss sich die Konsequenzen vor Augen führen. Hier gibt es keine barrierefreien, befestigten Wege, keine Toiletten, keine Trauerhalle und kein Schutz vor Witterung – es ist eben ein Wald. Es gibt auch keine Garantie für die gekauften Bäume. Wenn die fehlende Planbarkeit von Natur auf individuelle Trauer und schwierigste persönliche Situationen trifft, kann das durchaus Probleme bereiten. Da ist von Förster und Stadtverwaltung viel Fingerspitzengefühl gefordert“, sprach Kötter aus Erfahrung.
„Unsere großen Wälder prägen neben Ackerflächen, Streuobstwiesen und Auen die Natur unserer Heimat. Es ist unsere Aufgabe, diese für kommende Generationen zu sichern und widerstandsfähig zu gestalten“, so Kötter abschließend.