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Rouven Kötter im Austausch mit dem Vogelsberger Landrat Manfred Görig

Bereits im Jahr 2013 hat der Vogelsbergkreis eine Fachstelle für gesundheitliche Versorgung geschaffen, um sich dem wichtigen Thema der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum anzunehmen. Ein Thema, das auch in Teilen des Wetteraukreises immer wichtiger wird. „Wir brauchen in allen Teilen des Kreises ausreichend Haus- und Fachärzte. Das ist ein enorm wichtiger Standortfaktor und ein wichtiger Baustein der Daseinsvorsorge. Wenn dies nicht mehr gewährleistet ist, muss Politik handeln“, stellt Landratskandidat Rouven Kötter klar. Aus diesem Grund hat er sich mit dem Vogelsberger Landrat Manfred Görig zu dem Thema ausgetauscht. Dieser stimmt Kötter absolut zu: „Wenn wir es nicht anpacken, klappt es nicht. Wer zieht denn noch hierher, wenn keine Ärzte mehr da sind?“

Im Vogelsberg wurde zunächst mit Hilfe einer Studie eine umfangreiche Bestandsanalyse durchgeführt und eine Prognose für die weitere Entwicklung erstellt. „Das Fazit war deutlich: Viele Ärztinnen und Ärzte stehen kurz vor dem Eintritt in die Rente und es kommt ein riesiges Problem auf uns zu. Wer solche Entwicklungen erkennt, darf die Hände nicht in den Schoß legen, sondern muss handeln“, erläutert Landrat Görig. Zunächst wurden Praxisseminare in Zusammenarbeit mit der Universität Marburg angeboten. An einem ähnlichen Versuch hat auch der Wetteraukreis unter dem Titel „Landtage in Hessen“ teilgenommen, allerdings mit äußerst spärlichem Erfolg. „Auch bei uns gab es anfangs Skepsis und wenig Begeisterung. Aber mittlerweile ist das Projekt ein großer Erfolg und wir sind einen Weiterbildungsverbund mit allen Krankenhäusern eingegangen“, berichtet Görig.

Mit zwei weiteren kreativen Projekten packt der Vogelsberg das Thema an: „Wenn sich Medizinstudierende verpflichten, nach erfolgreichem Abschluss einige Jahre im Vogelsberg zu arbeiten, erhalten Sie eine monatliche Studienunterstützung in Höhe von 500,- €. Unser Ziel ist es, Hausärzte, Fachärzte und Mitarbeitende für den öffentlichen Gesundheitsdienst zu werben“, so der Vogelsberger Landrat. Aktuell nehmen etwas mehr als zehn Personen an dem Programm teil, was den Landkreis im Jahr etwa 70.000 € kostet. Um die Zielsetzung abzusichern wird ein Vertrag inklusive Rückzahlungsverpflichtung abgeschlossen.

Den größten und mutigsten Schritt ging der Landkreis aber mit der Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). „Damit war der Vogelsberg bundesweit Vorreiter. Der bürokratische Aufwand war enorm, aber er wurde nicht als Ausrede genommen, sondern er wurde angepackt und bewältigt. Das ist ein Modell, das auch für den Wetteraukreis sehr interessant sein kann“, ist sich Rouven Kötter sicher. Der Vogelsbergkreis hat hierfür gemeinsam mit zwei Kommunen eine gemeinnützige GmbH gegründet, Ärztesitze eingekauft und Ärzte eingestellt. „Wäre der Landkreis nicht mit an Bord gegangen, hätte das Projekt nicht funktioniert“, stellt Görig klar. „Wir müssen diese Themen aktiv angehen und dürfen uns nicht hinter gesetzlichen Aufgaben verschanzen. Kernaufgaben verwalten reicht nicht, wir müssen die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam mit unseren Städten und Gemeinden mutig und entschlossen anpacken.“ Diese Vorgehensweise hat dazu geführt, dass in Freiensteinau und Grebenhain nun eine ärztliche Versorgung angeboten wird, die ansonsten niemals vorhanden gewesen wäre. „Wenn der Markt versagt und die Bedürfnisse der Menschen nicht ausreichend erfüllt werden, muss Politik handeln, damit unsere ländlichen Regionen lebenswert bleiben“, sind sich Görig und Kötter einig.